Professor Demet betrat das Haus mit den Koffern der beiden Mädchen, die fortan mit ihm in der Menschenwelt leben sollten. Der Regen tropfte von seinem Mantel, und ein seufzender Fluch entwich seinen Lippen.
„Was für ein Schlamassel! Was nur, bei allen magischen Wesen, hat mich dazu getrieben, dieses Angebot anzunehmen?!“
Rachel, mit sarkastischem Tonfall:
„Die Belohnung, natürlich!“
Demet wirbelte herum, seine Augen glühten gefährlich.
„Was willst du damit sagen, du unverschämtes Gör? Willst du mir etwa Gier unterstellen?!“
Mit einem Fingerschnippen packte er sie am Ohrläppchen, hob sie mühelos mit einem Zauber an, ohne sie wirklich zu berühren.
„Bereitet euch vor – du und Kaylie! Morgen ist euer erster Tag an der Mittelschule der Menschen. Und wenn ich nur den Hauch eines Zaubers spüre, schicke ich euch zurück ins Königreich. Für immer.“
Rachel – die dennoch versucht, einem kleinen Eichhörnchen, das sich in ihrer Manteltasche versteckt hatte, eine Haselnuss zu reichen – murmelte:
„Wer hat denn gesagt, dass wir freiwillig gekommen sind, Herr Lehreeeer?“
Doch Demet entdeckte das Tier sofort, streckte nur die Hand aus – und zack – saß das kleine Wesen plötzlich auf seiner Schulter, als hätte es dort schon immer Platz gehabt.
Rachel höhnisch:
„Du hast doch selbst gesagt, dass wir hier keine Magie benutzen dürfen, oder?“
Demet schlug ihr sanft, aber deutlich gegen den Hinterkopf:
„Ich bin hier der Lehrer, verstanden?! Widersprich mir nicht ständig, oder ich nagle dich an die Decke wie ein Gemälde!“
Da meldete sich Kaylie mit ruhiger Stimme:
„Aber… Dürfen wir wenigstens die magischen Instrumente nutzen, um in die Herzen zu blicken?“
Demets Züge wurden weicher. Er beugte sich zu ihr, fast väterlich:
„Ja, mein Kind, das dürft ihr. Doch eure Kräfte als
Hexen ziehen Wesen aus unserer Welt an. Sobald sie eure Aura spüren, wird das Gleichgewicht gestört, und das Königreich wird nicht mehr sicher sein. Deshalb werdet ihr magische Armbänder tragen – sie speichern eure Kräfte, stabilisieren sie, und schützen euch vor Fehlentscheidungen zur falschen Zeit.“
Dann richtete er sich wieder auf, und seine Stimme wurde mild:
„Genug gesprochen. Ab ins Bett. Um sieben Uhr wecke ich euch persönlich. Gute Nacht, meine kleinen Sternenkinder…“
Die Nacht war still. Nur das Ticken der alten Uhr im Flur war zu hören. Rachel konnte nicht schlafen. Sie starrte an die Decke, dann setzte sie sich auf.
„Kaylie… hörst du das?“
Kaylie öffnete langsam die Augen.
„Was meinst du?“
„Ich weiß nicht. Irgendwas fühlt sich… anders an.“
Kurz danach klopfte es leise an der Tür. Beide Mädchen erstarrten.
Rachel ging langsam zur Tür, öffnete sie einen Spalt – und konnte kaum glauben, was sie sah.
„Lori? Yano?!“
„Pssst“, flüsterte Lori und trat schnell ins Zimmer. Yano folgte ihr mit einem breiten Grinsen.
„Wir mussten euch sehen. Nur für eine Nacht. Niemand hat uns bemerkt.“
Kaylie war sprachlos.
„Aber das ist verboten…! Wenn Professor Demet das erfährt…“
Yano zuckte mit den Schultern:
„Wir haben aufgepasst. Er schläft bestimmt.“
Lori setzte sich auf das Bett.
„Wir wollten einfach kurz raus aus der Welt da drüben. Nur ein bisschen Normalität…“
Für einen Moment war es fast so, als sei alles wieder wie früher. Lachen, Flüstern, geteilte Erinnerungen.
Doch oben im Haus knarrte plötzlich der Boden.
Dann Schritte. Schwer. Langsam.
Die Tür ging auf. Professor Demet stand da.
Sein Blick war leer vor Wut, seine Stimme ruhig – zu ruhig:
„Was zum… macht ihr hier?“
Niemand antwortete. Selbst Yano senkte den Blick.
„Ihr habt Grenzen übertreten. Ihr wisst, dass Besuche im Menschenreich verboten sind.“
Er atmete tief durch.
„Ich kann nicht glauben, dass ihr mich für so dumm haltet.“
Langsam hob er die Hand. Ohne ein Wort flogen vier magische Bänder durch die Luft und fesselten die Kinder an Ort und Stelle – nicht aus Hass, sondern aus Kontrolle.
„Genug. Ihr schlaft jetzt.“
Er sprach eine kurze Formel, und feiner Nebel legte sich über den Raum.
Innerhalb von Sekunden schliefen alle ein.
Demet blieb allein stehen. Er sah sie an, wie sie dalagen. Dann drehte er sich langsam um, flüsterte leise – fast müde – beim Verlassen des Zimmers:
„Gute Nacht, Kinder.“
Am Morgen, genau um sieben Uhr, stand Professor Demet mit halbgeschlossenen Augen vor den vier Jugendlichen, die noch immer an der Wand hingen.
„Verdammt… ich habe schlecht geschlafen“, murmelte er.
Er seufzte, sammelte seine Kraft und brüllte laut durch das ganze Haus:
„AUFWACHEN!!!“
Innerhalb weniger Sekunden waren Rachel und Kaylie wach – und bereits angezogen. Lori und Yano hatte der Professor noch in der Nacht zurück ins Königreich geschickt.
Mit einem plötzlichen Lächeln, als wäre nichts passiert, sagte er:
„Na, seid ihr bereit, meine kleinen Schönen?“
„Ja, Professor“, antworteten sie ruhig und brav.
Doch was sie nicht erwartet hatten, war sein plötzlicher Schrei:
„WORAUF WARTET IHR?! ZUR AUTO, LOS JETZT!!!“
Die Mädchen erschraken und stürmten wie vom Blitz getroffen in den unteren Stock. Vor dem Haus schnappten sie sich je ein Marmeladenbrot – Kaylie legte ihres vorsichtig in die Brotdose, während Rachel ihres sofort in den Mund schob.
Nur Sekunden später saß Professor Demet in der Auto – in einem neuen, violetten Mantel. Sein langes Haar glänzte, sorgfältig frisiert. Das Auto setzte sich in Bewegung – so schnell wie ein Rennwagen.
„Mir ist langweilig…“, murmelte Rachel.
„Ich bin nervös“, sagte Kaylie leise.
Demet drehte sich leicht zu ihr um und antwortete freundlich:
„Keine Sorge, mein Schatz. Du bist so brav. Ich glaube, du wirst mir keine Probleme machen.“
Dann warf er einen genervten Blick zu Rachel:
„Außer vielleicht mit der da…“
„Vergiss nicht, dass ich die Prinzessin bin! Rede mit mir mit Respekt!“, fauchte Rachel.
„Und ich bin der Professor! Wenn du nicht lernst, mit Älteren richtig zu sprechen, schick ich dich zurück und sage, du hast versagt!“
Rachel wandte den Blick ab, trotzig. Doch plötzlich sah sie aus dem Fenster – und ihr Blick blieb an einem großen, weißen Schloss hängen. Es war riesig, umgeben von einem schwarzen Zaun, und voller Schüler, die sich auf dem Gelände verteilten.
Das Auto hielt vor dem Tor. Der Professor drehte sich noch einmal um.
„Viel Glück, meine Kleinen.“
Die Mädchen stiegen aus – vor ihnen die Schule, die über ihr Schicksal entscheiden würde.
Kaylie staunte:
„Sie ist riesig… und wunderschön.“
Rachel schaute sich ungläubig um:
„Größer, als ich je gedacht hätte.“
Während sie das Gelände betraten, wurden sie plötzlich gestoppt – von einer Gruppe aus dem 13. Jahrgang: Vier Mädchen, und ein Junge mit schneeweißem Haar und himmelblauen Augen. Rachel starrte ihn an – ihre Augen glänzten, die Lippen leicht geöffnet.
Kaylie formte mit ihren Fingern ein geheimes Zeichen – das Herzzeichen zur Gefühlserkennung.
Sie sah sofort Rachels rosa Farbe – Verliebtheit.
„Ah… sie mag ihn“, dachte Kaylie bei sich.
Plötzlich schob sich ein blondes Mädchen aus der Gruppe nach vorn:
„He, geh uns aus dem Weg!“
Rachel trat vor, genervt:
„Und wer bist du, dass du mir was befiehlst?“
Der Junge lächelte leicht. Kaylie packte Rachels Arm:
„Der Professor hat uns gewarnt, keine Probleme zu machen. Komm, wir gehen.“
Doch Rachel riss sich los, trat näher und rief laut:
„He! Du da!“, und zeigte direkt auf den Jungen.
Alle hielten inne. Selbst Schüler auf dem Hof schauten zu.
Die drei Mädchen der Gruppe gingen auf Rachel zu, um sie zu umringen:
„Weißt du überhaupt, mit wem du sprichst?!“
„Mit einem Jungen, der aussieht wie ein Mädchen“, sagte Rachel spöttisch.
Alle erstarrten.
„Was hast du gesagt, du Freche?!“, rief eine von ihnen und hob die Hand, um Rachel zu schlagen.
Doch Kaylie ging schnell dazwischen:
„Es tut mir leid, bitte entschuldigt sie“, sagte sie, zog Rachel weg und zischte:
„Was machst du da?! Es ist unser erster Tag, und du hast schon Streit!“
„Was glauben die, wer sie sind? Dämliche Menschen…“, murmelte Rachel.
„Sag sowas nicht. Wir sollen uns anpassen. Wenn der Professor das erfährt…“
Die beiden gingen ins Gebäude, während die vier Mädchen wütend zurückblieben.
Sie sahen zum weißen Jungen. Die Blonde trat vor:
„Diese Freche hat dich bestimmt gestört! Komm, wir gehen.“
Doch der Junge sagte nur ruhig:
„Nein… es hat mich nicht gestört.“
Alle schauten ihn überrascht an – aber sie widersprachen nicht.
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